Traumberuf Bergführer (4/4)
- Bergsteigen
- Expedition
- Klettern
- Knowhow
- Ski
- Susi Süßmeier
- Team

Bild oben: Boris Textor
Der schönste Beruf der Welt? Draußen, in den Bergen unterwegs sein. Das, für was andere Geld bezahlen, machen und dabei Geld verdienen. Klingt traumhaft, oder? Aber was muss man dafür tun? Und kommt der Spaß wirklich ohne Nebenwirkungen?
Susi Süßmeier aus dem Mountain Equipment Team ist staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin und stellt uns den (für sie) schönsten Beruf der Welt in einer vierteiligen Serie vor.
[Hinweis: Susi ist das beste Beispiel, dass der Bergführer-Beruf nicht nur was für Männer ist! Aus Gründen der Lesbarkeit verwendet sie in ihrem Text dennoch nur die Form „Bergführer“ – will damit aber alle Bergfreunde, unabhängig ihres Geschlechts, ansprechen.]
Teil 4: Traumberuf Bergführer: Tipps
Können einschätzen
Man muss gut Skifahren können und gut klettern. „Gut klettern“ heißt aber nicht zwingend unendlich hohe Schwierigkeitsgrade, sondern technisch sauber und den 7. Grad (UIAA) in jedem Fels zu jeder Gelegenheit. Zudem sollte man sich in allen alpinen Spielformen, auch mit Steigeisen und Eispickeln, wohl fühlen. Am besten schaut man sich mal den vom Verband Deutscher Berg- und Skiführer (VDBS) geforderten Tourenbericht an (ist bei den Österreichern recht ähnlich). Da sieht man, wo man steht und in welchen Bereichen man vielleicht noch mehr Touren unternehmen sollte, um die nötigen Fähigkeiten für den Beruf zu haben.
Besser Ski fahren
Fehlt‘s am Skifahren, machen viele den Fehler, dass sie einfach viel fahren gehen und hoffen, dass es von selbst besser wird. Fürs Erlernen der Skitechnik ist Sparsamkeit jedoch am falschen Platz, das geht am besten mit professioneller Hilfe. Eine Möglichkeit ist, man bucht ab und an ein paar Stunden bei einem staatlichen Skilehrer und nimmt sich dazwischen Zeit das Gelernte umzusetzen, um dann wieder das Feedback und neue Tipps vom Skilehrer zu bekommen. Auch das Absolvieren einer Skilehrerausbildung wie dem Skilehreranwärter (Österreich) hilft, das eigene Skifahren zu verbessern. Der VDBS bietet ein mehrtägiges vorbereitendes Skitraining an. Hat man jedoch noch großen Übungsbedarf im Bereich Skifahren, ist es eher zu knapp, dieses im gleichen Jahr wie die Aufnahmeprüfung zu besuchen. Eventuell kann man das schon ein Jahr früher einplanen.
Besser klettern
Beim Klettern dagegen mag ich nicht bestreiten, dass Techniktraining helfen kann, besonders wenn man noch sehr in den Startlöchern steht, weil man vielleicht eher aus der Skiszene kommt. Aber der Schlüssel zum Erfolg ist da vor allem regelmäßiges Training. Regelmäßig ist ein vager Begriff, aber drei- bis viermal die Woche ist nicht zu viel, damit man sich verbessert. Auch sollte man viel draußen klettern, an den unterschiedlichen Felsarten und in allen Spielformen. Bouldern am Fels ist ideal, um die Technik zu verbessern. Sportklettern bietet über das Projektieren einer schwierigen Route die Möglichkeit, seine Limits weiter zu „pushen“. Das Alpinklettern ist einerseits die „Zieldisziplin“ und lehrt einem Onsight-Klettern, gibt Ausdauer und Übung in Sachen Linienlesen, Seilmanagement und Planung der Gesamtunternehmung.
Erfahrung sammeln
Umso mehr Zeit man in den Bergen verbracht hat, umso besser. Um Bergführer zu werden, muss man Freude an der Herausforderung, die die Berge einem stellen, haben. Wer sich selbst sicher durch jegliche Situation am Berg (Hochtour, Alpinklettern, Skitour, …) führen kann, ist sicher bereit. Wer oftmals auf die Expertise anderer vertraut, braucht vielleicht einfach noch ein weiteres Jahr. Es dauert seine Zeit, bis man den Blick für die logischen Linien entwickelt und der Weg im weglosen Gelände offensichtlich wird. Beginnt man die Ausbildung zu früh, ist sie sehr schwierig, man kann sie wenig genießen und nimmt weniger von ihr mit.
Eine gute Möglichkeit Erfahrung zu sammeln sind auch Ausbildungen bei alpinen Vereinen, mit denen man ehrenamtlich führen darf: Alpenvereine und Naturfreunde sind nicht nur eine Plattform für gleichgesinnte Bergfreunde. Sie bieten ihren Mitgliedern neben den Gruppenaktivitäten auch ein umfangreiches Ausbildungsprogramm, um im Anschluss Sektionstouren zu führen. Auch das ist ein super Baustein auf dem Weg zum Bergführerberuf.
Und in diesem Sinne: Klappt es einmal nicht mit der Aufnahmeprüfung, sieh es als Chance mit einem größeren Erfahrungsvorsprung in die Ausbildung im nächsten Jahr zu gehen und dafür während der Ausbildung eine leichtere Zeit zu haben! Vergiss bei all der Motivation auch nicht, auf deinen Körper zu hören und ihm die nötige Regenerationszeit zu geben. Eine Verletzung wirft einen leicht zurück und ist oftmals überlastungsbedingt.
Wer für die Berge brennt und Bergführer werden möchte, der schafft das auch!
Viel Spaß in den Bergen und „play it safe“!
Weiterlesen:
<< Teil 3: Traumberuf Bergführer: Fragen & Antworten
________
Über Susi
📷 Susi beim Wandern, Eisklettern, Klettern und Skifahren (Bilder: Susi Süßmeier, Julian Resch, Bernhard Hangl, Boris Textor)
Als Kind lernte ich von den Eltern das Skifahren und ging mit ihnen wandern. Als Jugendliche machte ich viele Sportarten gerne, irgendwann fing ich mit dem Klettern an. Das Klettern am Fels ist eine großartige Sportart, man ist gemeinsam mit Freunden meist an wunderschönen Plätzen in der freien Natur. Es ist in allen Facetten ein Miteinander, man braucht sich gegenseitig zum Sichern, kann sich Tipps geben und freut sich füreinander, wenn man ein Erfolgserlebnis hatte, denn man kann niemanden „etwas wegklettern“. Während des Studiums hatte ich die Möglichkeit die Ausbildung zum „Tiroler Bergwanderführer“ zu machen. Durch das Führen von Alpenüberquerungen und Wanderungen für einen Tourismusverband finanzierte ich mir mitunter mein Studium. Privat habe ich immer mehr Freude an allen verschiedenen Bergsportdisziplinen gefunden, und hatte das Glück in den Expeditionskader des Deutschen Alpenvereins aufgenommen zu werden. 2016 hatte ich dann alle Touren leicht beisammen, welche man zum Nachweis der eigenen Fähigkeiten vor Beginn der Bergführeraufnahmeprüfung absolviert haben musste. Da mir das Wanderführen sehr viel Freude bereitete, lag es nahe, meinen Kompetenzbereich zu erweitern. 2021 habe ich meine Ausbildung zur staatlich geprüften Berg- und Skiführerin abgeschlossen.
>> Erfahre mehr über Susi und ihre Bergführer-Angebote